Aktuelles
KJP-Austausch mit Staatsministerin Petra Köpping
Medieninformation des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt
Die Corona-Pandemie hat insbesondere auch Kinder und Jugendliche mit nicht absehbaren Lebenssituationen konfrontiert. Dies sorgte in den Familien für besondere Herausforderungen. Viele Kinder und Jugendliche haben das Beste aus der Situation gemacht und die Pandemie – verbunden mit Kontaktbeschränkungen und Schließungen von Kitas und Schulen - gut bewältigt. Für einen Teil der Kinder und Jugendlichen haben sich die psychischen Belastungen jedoch vergrößert. Dies gilt insbesondere bei Familien mit jüngeren Kindern, bei schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen oder beengten Wohnverhältnissen. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie des Sächsische Krankenhauses Rodewisch und die niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychotherapeutinnen und -therapeuten verzeichnen eine Zunahme von akuten Vorstellungen und stationären Kriseninterventionen – insbesondere seit Oktober 2020 und auch aktuell in Zusammenhang mit den Schulöffnungen. Gesundheitsministerin Petra Köpping hat sich heute bei einem Besuch im Sächsischen Krankenhaus Rodewisch über die Herausforderungen der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik informiert.
Die Belastungen im Bereich der seelischen Gesundheit können sich aufgrund unzureichender Struktur, Kontrolle und Regulierung zum Beispiel in Form von krankmachenden Optimierungsversuchen des Selbst, Ängsten, Nahrungsverweigerung oder erhöhtem Medienkonsums zeigen. Dazu erklärt Gesundheitsministerin Petra Köpping: „Wir wissen, dass Kinder und Jugendliche aufgrund der Corona-Situation besonderen Belastungssituationen ausgesetzt waren und sind. Ihnen fehlten insbesondere die so wichtigen sozialen Kontakte, Struktur, Verständnis und Perspektive. Das kann zu seelischen Belastungen und Ängsten führen. Wir tun alles dafür, dass sie gut versorgt und unterstützt werden. Hier leistet die sächsische Kinder- und Jugendhilfe mit ihren vielfältigen Leistungen, Angeboten und Diensten über die freien und öffentlichen Trägern Unterstützung. Das Sächsische Krankenhaus Rodewisch und die Kolleginnen und Kollegen im ambulanten Versorgungsbereich leisten bei der psychiatrischen Betreuung und Versorgung im individuellen Bedarfsfall einen ganz wichtigen Beitrag.“ Dr. Wolfgang Liskowsky, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, ergänzt: „Es ist in jeder Phase der kindlichen und jugendlichen Entwicklung von enormer Bedeutung, dass Erfahrungen und Rückmeldungen innerhalb der Gleichaltrigengruppe gemacht werden. Fehlen diese, so drohen Ängste und es können sich Probleme im Selbstwerterleben ergeben. Es ist daher umso wichtiger, dass die Interessen und die Entwicklungsaufgaben der Kinder und Jugendlichen in Bezug auf Aufrechterhaltung von Betreuungsangeboten und Schule angehört werden. Für behandlungsbedürftige Kinder und Jugendliche in der psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung müssen die notwendigen Ressourcen vorgehalten werden.“
Damit Kinder und Jugendliche möglichst gar nicht erst in eine Situation geraten, in der eine psychiatrische und psychotherapeuthische Versorgung notwendig wird, bedarf es auch vielfältiger Angebote der Kinder- und Jugendhilfe. Deswegen unterstützt das Sozialministerium im weiten Sektor der Kinder- und Jugendhilfe aktiv Maßnahmen und Projekte, um die gelingende Entwicklung und seelische Gesundheit gerade mit Blick auch auf die Auswirkungen der Pandemie zu fördern. Dazu gibt es aktuell darüber hinaus das Aktionsprogramm des Bundes ‚Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche‘. Diese umfasst beispielsweise Maßnahmen der Schulsozialarbeit, außerschulischen Jugendarbeit, günstigen Ferien- und Wochenendfreizeiten bzw. Jugendbegegnungen und Kinder- und Jugenderholungsfreizeiten. Neben der psychosozialen Begleitung der Kinder und Jugendlichen soll so die soziale und kognitive Kompetenzentwicklung unterstützt werden. Ferner sollen unter anderem mehr digitale Angebote bei Trägern der freien Jugendhilfe ermöglicht werden – um die Kinder und Jugendlichen besser zu erreichen. Mit Verabschiedung des Doppelhaushaltes 2021/22 steigen zudem die verfügbaren Gelder für die Jugendpauschale von 13,4 Millionen Euro im Jahr 2020 auf 14,2 Mio. Euro (2021) und 15,0 Mio. Euro (2022). Damit kann die Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit, der erzieherische Kinder- und Jugendschutz sowie die familienunterstützende Beratung deutlich gestärkt werden. Dennoch kann die Kinder- und Jugendhilfe nur ein Teil der Unterstützung und Prävention von psychiatrischen Bedarfen bei Kindern und Jugendlichen sein. Staatsministerin Petra Köpping: „Bei der Unterstützung der Kinder und Jugendlichen sind alle Akteure gefragt. Die Pandemie war und ist für sie keine leichte Zeit. Daher ist es jetzt umso wichtiger, dass auch Vereine und Initiativen Ideen entwickeln, um die Kinder und Jugendlichen zu stärken und zu unterstützen, um wieder Kraft zu tanken.“
Hintergrund:
Das Sächsische Krankenhaus Rodewisch im Vogtland ist eine Klinik in Trägerschaft des Freistaates Sachsen für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Neurologie und Forensische Psychiatrie. Es bietet eine umfassende psychiatrische und neurologische Versorgung von Patientinnen und Patienten in Südwestsachsen. Das Krankenhaus verfügt über 414 Behandlungsplätze, davon 50 stationäre sowie 20 tagesklinische Plätze in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Das Therapiekonzept wird stetig weiterentwickelt, 2020 eröffnete eine Spezialstation für schizophrene Erkrankungen. Die Eröffnung eines Neubaus für zwei psychiatrische Stationen ist für 2022 geplant. Ähnliche Angebote gibt es auch in den Landeskrankenhäusern in Arnsdorf, Großschweidnitz sowie Altscherbitz (ohne Kinder- und Jugendpsychiatrie).
09.07.2021