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Erfahrungsaustausch zwischen Justiz und Maßregelvollzug
Auch in diesem Jahr fand am Sächsischen Krankenhaus Rodewisch ein Erfahrungsaustausch zwischen Mitarbeitern der Klinik für Forensische Psychiatrie und Vertretern der sächsischen Justiz statt. Eingeladen hatten Chefärztin Sylvia Beyerlein und Simone Herberger, Vorsitzende Richterin der 1. Strafkammer am Landgericht Chemnitz. "Anlass für die Veranstaltung war unsere gemeinsame Arbeit, bei der wir gemerkt haben, dass wir immer noch voneinander zu wenig wissen. Wir wollten gern Kolleginnen und Kollegen der Justiz die Möglichkeit geben, ihr Wissen über die "Institution Maßregelvollzug" auszubauen. Die erste Veranstaltung dieser Art im letzten Jahr hat viele positive Rückmeldungen erfahren, sodass wir den Austausch gern fortsetzen wollten ", so Simone Herberger.
Eileen Stephan, Rechtsanwältin aus Falkenstein, freute sich über die Einladung: "In der juristischen Ausbildung haben wir kaum etwas über diesen Bereich gelernt. Obwohl ich schon Pflichtverteidigungen übernommen habe, bin ich froh, heute mein Wissen vertiefen zu können und im Anschluss am Rundgang durch die Klinik teilnehmen zu können."
Chefärztin Sylvia Beyerlein und ihr Team hatten ein breit gefächertes Vortragsprogramm vorbereitet. Den größten Diskussionspunkt stellten sicherlich die recht aktuellen Beschlüsse des Bundesverfassungsgerichtes zum Thema Zwangsbehandlung dar: Ist es human, einen psychisch kranken Straftäter in den Maßregelvollzug zu senden und ihn dann nicht zu behandeln, solange er nicht zustimmt, weil somit sein Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit verletzt würde? Der Ärztliche Direktor des Krankenhauses, Herr Priv.-Doz. Dr. Dr. Niels Bergemann, erläuterte das Dilemma, in dem sich Ärzte befinden: "Einerseits ist es uns sehr wichtig, dass Patienten in die Entscheidungen im Zusammenhang mit ihrer Behandlung einbezogen werden. Wenn sie jedoch krankheitsbedingt nicht in der Lage dazu sind, muss es rechtlich möglich sein, dem Patienten zu helfen. Es ist sowohl für uns Ärzte wie auch für all diejenigen an der Behandlung beteiligten Berufsgruppen wirklich schwierig, wenn wir sehen, dass es dem Patienten immer schlechter geht und wir nicht eingreifen dürfen. Dies gleicht einer 'verordneten unterlassenen Hilfeleistung' und führt gleichermaßen zu einer Chronifizierung des Krankheitsbildes."
Weitere Vorträge über Krankheitssymptome von schizophrenen Patienten, die Vorstellung der offenen Station und des Jugendmaßregelvollzugs folgten. Einen positiven Ausklang fand der kollegiale Austausch mit der Thematik "Tiergestützte Therapie", die seit kurzem ein Behandlungsgebot im Maßregelvollzug darstellt, und einem Rundgang durch die Klinik.
Sylvia Beyerlein und Simone Herberger freuten sich sichtlich über die gelungene Veranstaltung: "Der Diskussionsbedarf hat uns wieder einmal gezeigt, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben und sind uns sicher, dass sowohl die Juristen als auch die Klinikmitarbeiter heute einiges Wissenswerte mitnehmen konnten." Eine jährliche Fortführung der Veranstaltung sei in Planung.
mr
24.09.2013