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Rückblick Veranstaltung "Psychische Belastungen im Arbeitsleben"

Blick in den voll besetzten Festsaal
Bild von der Ansprache von Yvonne Magwas
Bild der Rodewischer Bürgermeisterin Kerstin Schöniger
Übergabe der Schirmherrschaftsurkunde an Yvonne Magwas
Bild der Podiumsdiskussion
Bild der Podiumsdiskussion

Das Interesse war groß: Über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten am Dienstag die Veranstaltung des Bündnisses gegen Depression im Vogtlandkreis zum Thema psychische Belastungen im Arbeitsleben. Unter den Interessierten befanden sich unter anderem neben Betroffenen auch etliche Arbeitsgebervertreterinnen und -vertreter sowie Angehörige verschiedenster Beratungsstellen.

Etwa jeder Zweite leidet im Laufe seines Lebens an einer psychischen Erkrankung. Psychiatrische Erkrankungen werden etwa ähnlich häufig wie Bluthochdruck diagnostiziert. Und dennoch sind diese oftmals noch mit einer großen Stigmatisierung verbunden. Betroffene trauen sich nicht, frei darüber zu sprechen, nur jeder fünfte begibt sich überhaupt in Behandlung. Auch die Sprechstunden der Betriebsärzte sind heutzutage vordergründig auf körperliche Erkrankungen ausgerichtet. Und das, obwohl die heutige Arbeitswelt in den letzten Jahren einem radikalen Umbruch unterlag. Permanente Krisen – Klima, Corona, Kriege und Inflation – tun dabei ihr Übriges: Arbeitnehmende von heute sind ganz anderen Herausforderungen ausgesetzt als noch vor ein paar Jahren. Ein Chef, der abends noch Mails mit Aufträgen verschickt, Online-Meetings im Homeoffice, eine generelle Verschlechterung des sozialen Klimas, ein Auseinanderdriften von kollegialen Teams – es erfolgt der Rückzug ins „private Schneckenhaus“. Von diesen Problemen berichtete die Referentin des Abends, Diplom-Psychologin Birgit Langebartels. Aber sie schlug auch gleichzeitig diverse Lösungen für Arbeitgeber und Betroffene selbst vor. An erster Stelle stehen hierbei eine Kultur der offenen Kommunikation, Schulungen und damit verbundene Sensibilisierung der Führungskräfte, Programme zur Förderung der psychischen Gesundheit, Feedback und Anerkennung, Teambuilding-Aktivitäten, flexible Arbeitszeiten und -modelle oder auch eine konkrete Urlaubs- und Pausenpolitik. Erkrankte Mitarbeiter hingegen sollten den Schritt nicht scheuen, Chefs oder Kollegen über ihre psychische Erkrankung zu informieren und den Dialog zu suchen. In einer nachfolgenden Podiumsdiskussion mit Mitgliedern des Bündnisses, Vertretern von Firmen, der Arbeitsagentur und Politik wurde deutlich, dass an vielen Stellen schon Ressourcen vorhanden sind, diese aber einerseits noch bekannter gemacht und gebündelt und auf der anderen Seite ausgebaut werden müssten. Wortmeldungen aus dem Publikum, unter anderem von Betroffenen, rundeten den Abend ab.

Dass das Thema wichtig ist und auch von der Politik weiter aufgegriffen werden muss, machte auch die teilnehmende Yvonne Magwas, Bundestagsvizepräsidentin, deutlich. „Das Verständnis innerhalb der Bevölkerung ist bei körperlichen Erkrankungen größer als bei psychischen Erkrankungen. Ich unterstütze das Anliegen des Bündnisses gegen Depression dahingehend sehr, dass die Stigmatisierung in diesem Bereich unbedingt weiter abgebaut werden muss und Arbeitgeber sensibilisiert werden müssen.“ Im Rahmen der Veranstaltung übernahm Yvonne Magwas dann auch offiziell die Schirmherrschaft für das vogtländische Bündnis: „Ich übernehme diese Funktion sehr gern in meiner Eigenschaft als Politikerin für das Vogtland, aber auch in meiner Eigenschaft als Arbeitgeberin. Auch wenn ich nur ein kleines Büro leite, wird man doch immer wieder mit dem Thema „ständige Verfügbarkeit“ und „mental load“ konfrontiert. Abschalten fällt zunehmend schwieriger und die Erholungsphasen werden seltener. Als besorgniserregend erachte ich die Berichte, dass Betroffene nur mit viel Mühe einen zeitnahen Psychotherapeutentermin erhalten. Bis zur startenden Behandlung vergeht so unnötig viel Zeit. Wir alle als Arbeitgeber haben eine Verantwortung gegenüber unseren Arbeitnehmern und können präventiv schon etwas tun, dass es gar nicht erst soweit kommt.“

mr

07.03.2024

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