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Rückblick Suchtfachtagung: Alkoholkonsum größtes Problem in Sachsen

Bild Dr. Attiya Khan, Leiterin des Referates Psychiatrische Versorgung/Suchtfragen im Sozialministerium

Im März wurde der 4. Sächsische Drogen- und Suchtbericht vom Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt veröffentlicht. Der Bericht untersucht den Zeitraum von 2017 bis 2021 und zeigt: Der Konsum illegaler Stimulanzien hat sich auf einem hohen Niveau eingependelt und der Cannabiskonsum und auch der digitale Medienkonsum sind angestiegen. In Suchtberatungsstellen liegt mit über 50 % aller Fälle nach wie vor noch die legale Droge Alkohol vorn. Letzterer wird am häufigsten in der Altersklasse 15 bis 64 Jahre konsumiert. Insgesamt 10 Prozent dieser Gruppe haben ein Alkoholproblem. Während der Pandemie nahm der Alkoholkonsum speziell bei jüngeren Menschen bedingt durch den Lockdown ab. Davon berichtete vergangenen Mittwoch auch Dr. Attiya Khan, Leiterin des Referates Psychiatrische Versorgung/Suchtfragen im Sozialministerium anlässlich einer Suchtfachtagung im Sächsischen Krankenhaus Rodewisch. Neben einer leitliniengerechten Therapie wurde hier auch besonders der Punkt Prävention betont: „Unser spezielles Anliegen ist es, Jugendliche zu stärken. Über 60 Prozent derer, die die Suchtberatungsstelle aufsuchen, haben bereits mit 14 Jahren zu trinken begonnen. Ein großes Problem stellt in dieser Altersklasse auch die Mediennutzung dar. Im aktuellen Krankenhausplan wurden daher auch speziell im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie zusätzliche stationäre und tagesklinische Behandlungskapazitäten geschaffen“, so Dr. Khan. 

Der Ärztliche Direktor des Sächsischen Krankenhauses, Prof. Dr. Christoph Schultz, stellte in seiner Begrüßung die gute Arbeit des Suchtfachbereiches mit seinem multidisziplinären Team heraus. „Die Rentenversicherung erfasst permanent Qualitätskriterien bei der Rehabilitation, von daher wissen wir, dass unser Suchtfachbereich und hier speziell die Entwöhnungsbehandlung von alkoholkranken Menschen bei der Behandlungsqualität weit überdurchschnittlich abschneidet.“ Große Herausforderungen lägen zudem in der geplanten Cannabislegalisierung und es stelle sich zurecht die Frage, wie das Suchthilfesystem darauf vorbereitet sei, vor allem für den Bereich der Prävention.

In den sich anschließenden Vorträgen ging es unter anderem um Resilienz, berufliche Suchtkrankenhilfe und es wurden die Ergebnisse einer Studie zur Wirksamkeits- und Effektivitätssteigerung in der Rehabilitationsbehandlung vorgestellt. Zwei betriebliche Suchtbeauftragte berichteten von ihren Gesprächen mit betroffenen Mitarbeitern und der großen Herausforderung „Sucht am Arbeitsplatz“. Einig war man sich, dass hier noch großer Bedarf besteht, Führungskräfte entsprechen zu sensibilisieren und zu schulen, um einerseits ihrer Fürsorgepflicht nachzukommen, andererseits Risiken zu minimieren und das Betriebsklima zu verbessern.

Die Tagung wurde von etwa 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht, die vor allem aus dem stationären Bereich und Suchtberatungsstellen stammten.

mr

26.03.2024

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