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Trainingswohnung im neuen Domizil wiedereröffnet
Durch die Wohnung zieht der Duft von Schokolade, eine Frau in Schürze steht in der Küche und holt den fertigen Kuchen aus dem Ofen - eine ganz normale Haushaltsszene für die meisten von uns. Und doch ist dieser Alltag etwas, das geübt werden muss. Wir befinden uns in der Trainingswohnung des Sächsischen Krankenhauses Rodewisch. Hier trainieren psychisch kranke Menschen, die kurz vor der Entlassung aus dem Krankenhaus stehen, den Wiedereinstieg in den Alltag mit all seinen Facetten. Dazu gehören neben dem Üben von hauswirtschaftlichen Verrichtungen auch das (Wieder)-Erlernen von sozialen Fähigkeiten und Fertigkeiten wie z. B. der sinnvolle Umgang mit finanziellen Mitteln oder das Tätigen von Bankgeschäften oder Behördengängen.
Seit über 20 Jahren gibt es die Trainingswohnung im SKH. Sie entstand ursprünglich aus der Idee heraus, alleinstehende männliche Patienten in der Haushaltsführung zu unterweisen. Mittlerweile werden die zwei Gruppen mit jeweils vier Patienten gemischtgeschlechtlich geführt, auch die Zusammensetzung der Krankheitsbilder ist sehr verschieden. Steffi Wandel-Pester, Psychologin im Team der Trainingswohnung erläutert die Gruppenstruktur: "Wir haben hier beispielsweise Patienten, die sich zwar sehr gut im Haushalt auskennen und wissen, wie man einen Kuchen bäckt, aber z.B. aufgrund einer Depression einfach keinen Antrieb haben, dies auch zu tun. Andererseits haben wir Patienten, die sehr motiviert sind, aber nicht wissen, welche Zutaten man überhaupt für einen Kuchen benötigt und starke Einschränkungen in der Selbstorganisation haben. Beim gemeinsamen Arbeiten in der Trainingswohnung werden die sozialen Kontakte gefördert, das ist enorm wichtig. Wir nutzen die Trainingswohnung aber auch zu diagnostischen Zwecken: Ist der Patient schon so weit, seinen Alltag zu bewältigen und können wir ihn guten Gewissens entlassen? Mithilfe dieser der Ergotherapie zugehörigen Behandlungseinheit lässt sich das wunderbar überprüfen."
Die Therapie in der Trainingswohnung wird wie andere Therapieformen ärztlich verordnet, die Entscheidung dazu wird in der Regel vom Behandlungsteam der jeweiligen Station getroffen. Die Trainingswohnung steht unter ärztlicher Leitung, weiterhin gehören zum Behandlungsteam eine Psychologin, eine Ergotherapeutin und eine Krankenschwester.
Die meisten Patienten der Trainingswohnung befinden sich in stationärer oder tagesstationärer Behandlung, doch besteht auch die Möglichkeit, das Angebot ambulant zu nutzen.
Ursprünglich befand sich die Trainingswohnung in einem anderen Gebäude auf dem Klinikgelände, welches anderweitiger Nutzung zugeführt wird. In den letzten Monaten wurde das neue Domizil im Haus A7 umfassend renoviert, sodass die Trainingswohnung Ende April dort in hellen modern eingerichteten Räumen wiedereröffnet werden konnte. Rund 1,75 Millionen Euro wurden in die Sanierung des Hauses und 30.000 Euro in die Einrichtung investiert.
mr
23.05.2013