Von den 50er Jahren bis zur Wende
Von den 1950er Jahren bis zur Wende
Eine neue Etappe in der psychiatrischen Therapie, die als "Ära der Pharmakopsychiatrie" oder als "Dritte psychiatrische Revolution" bezeichnet wurde, nahm in Untergöltzsch 1956 ihren Anfang. Es begann die Wandlung von der Anstalt zu einem modernen Fachkrankenhaus. Es wurde die komplexe psychiatrische Therapie, das Zusammenwirken von körperlich wirksamen Behandlungsverfahren mit Methoden der kollektiven Psychotherapie, eingeführt.
Unter der Leitung des Ärztlichen Direktors Dr. Rolf Walther begannen ab 1955 tiefgreifende Veränderungen in der Krankenhausstruktur. Stationen wurden zunehmend offener geführt, wohnlich eingerichtet, Gitter entfernt sowie neue Therapieformen etabliert. 1956 wurde das Haus in "Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie Rodewisch" umbenannt. Als Träger der Einrichtung fungierte der Rat des Bezirkes Karl-Marx-Stadt.
Ab 1957 entwickelte sich aus einer Station für Kranke mit chronischen Nervenleiden eine moderne diagnostisch-therapeutische neurologische Fachabteilung. Ihr standen eine Röntgendiagnostik, eine Neuroelektrodiagnostik, eine Physiotherapie und ein neurochemisches Labor zur Verfügung.
1957 wurde die Poliklinik für eine kontinuierliche Nachbetreuung von stationär entlassenen Patienten eröffnet.
Das Krankenhaus hatte sich zu einer hochspezialisierten Fachklinik mit gutem Ruf im In- und Ausland entwickelt. In Würdigung dieser Verdienste wurde Rodewisch als Tagungsort für das 1. Internationale Symposium über Psychiatrische Rehabilitation ausgewählt. Dieses fand vom 23. bis 25. Mai 1963 statt. Es nahmen an ihm 120 Ärzte und Wissenschaftler aus 9 Ländern teil. Höhepunkt und Abschluss fand das Symposium in der Verabschiedung einstimmig angenommener wissenschaftlich begründeter Therapieempfehlungen, die als "Rodewischer Thesen" in die Psychiatriegeschichte eingehen sollten.
1964 erhielt das Fachkrankenhaus den Status eines Bezirksfachkrankenhauses für Psychiatrie und Neurologie und fungierte als Leiteinrichtung des Bezirkes.
Im April 1966 wurde die seit 1954 im Krankenhaus integrierte Kinder- und Jugendpsychiatrische Abteilung, die sich bis dahin im Gebäude B9 befand, nach Bad Reiboldsgrün verlegt.
Im November 1966 wurde die Tagesklinik und am 16. Dezember 1976 die Psychotherapeutische Abteilung eröffnet.
Die Bettenkapazität konnte bis 1975 auf ca. 1100 reduziert werden.
Am 01.01.1978 ging aus der überdimensional großen Frauenabteilung die II. Psychiatrische Frauenabteilung hervor. Diese Abteilung erhielt ein gerontopsychiatrisches Profil. Darüber hinaus wurde in ihr die Behandlung suchtkranker Frauen etabliert.
Zum Zeitpunkt der Wende 1989 verfügte das Krankenhaus über 933 Betten und war für die Versorgung von 14 bis 15 Landkreisen zuständig.